AKADEMIE FÜR KULTUR- UND WISSENSCHAFTSWISSENSCHAFT

INSTITUT FÜR STUDIEN DER MUSIKKULTUR DES PORTUGIESISCHEN SPRACHRAUMES

ISMPS

neue diffusion
ein dokumentationsprojekt

SPANIEN, PORTUGAL UND LATEINAMERIKA
IN DER MUSIKFORSCHUNG

Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo


Universität Köln
Seminar – WS 2006/07


Außerplanmäßige Professur
gefördert als Stiftung für Musikologische Kulturanalyse/Kulturanalytische Musikologie
von der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS


1997-2007. Im Andenken an Francisco Curt Lange (1903-1997)

Im Anschluss an
Ringvorlesung des Arbeitskreises Spanien, Portugal und Lateinamerika (ASPLA) der Universität Köln 2005
Besprechungen an der Universität Puerto Rico und am Casa Del Trovador Luis Miranda „Pico de Oro“, Caguas (2005)




Die Bedeutung der Musik als eines der wichtigstes Kulturgüter der Länder der iberischen Halbinsel und Lateinamerikas erklärt die besondere Aufmerksamkeit, die ihr in der Literatur, in allgemeinen länderkundlichen Darstellungen und in den Medien gewidmet wird. Sie prägt maßgeblich das eigene und fremde Bild dieser Länder, ihre Identität und Repräsentation. Sie ist seit langem Gegenstand von speziellen Studien und Publikationen in den jeweiligen Ländern, in anderen Ländern Europas und in den Vereinigten Staaten. Sie wird unter verschiedenen Aspekten und thematischen Gewichtungen in verschiedenen Bereichen des Wissens, der Lehre und Forschung untersucht und dargestellt, die in einer unübersehbaren Zahl von Publikationen ihren Niederschlag findet. Sie wird in Abteilungen und Instituten von Universitäten, Kulturzentren und Museen unterschiedlicher Fachrichtungen, aber auch in Musikkonservatorien, Musikhochschulen, Musikabteilungen und -instituten von Univerrsitäten erforscht und gelehrt, die in mehreren Ländern auch das Studium der Musikwissenschaft anbieten.

Casa del Trovador, Caguas, Puerto Rico. Foto A.A.Bispo

In den letzten Jahrzehnten fand eine Ausweitung und Intensivierung der Musikforschung auf Universitätsebene in vielen Ländern, Regionen und Städten statt. Die Musikwissenschaft, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Universitäten mehrerer Länder nicht vertreten war, erhielt durch die Institutionalisierung eine ungeahnte Entwicklung, die sich in der Zahl der jungen Musikforscher ausdrückt, die in ihnen ausgebildet wurden und mit ihren Studien, Dissertationen und Publikationen die Fachliteratur bereichen und aktiv an den Debatten mitwirken. Workshops, Tagungen, Symposien und Kongresse werden zunehmend durchgeführt, Forschungsprojekte von offiziellen Instanzen, Unternehmen und nationalen und internationalen Organisationen gefördert. Diese Entwicklung wurde vielfach im Rahmen internationaler Beziehungen entfacht. Studenten und Forscher iberischer und lateinamerikanischer Länder studierten in anderen europäischen Ländern oder in den USA, arbeiteten zusammen mit ausländischen Forschern, europäischen Musiker, Musikkritiker und Musikwissenschaftlicher wirkten temporär oder auf Dauer in diesen Ländern und halfen bei dem Aufbau von Institutionen und der Entwicklung der Forschung mit. Spanier, Portugiesen und Lateinamerikaner wirkten in internationalen Organisationen und an Institutionen anderer Länder Europas und Nordamerikas.

Casa del Trovador, Caguas, Puerto Rico. Foto A.A.Bispo

Lehre und Forschung in Musikwissenschaft in den Institutionen der iberischen Länder und Lateinamerikas sind durch ihre Gründung und Entwicklung von verschiedenen Tendenzen des Denkens und Forschens geprägt, von dem Kontext, in den sich ihre Gründer, Professoren und Leitgestalten einfügten, und deren Netzwerken. Ihre Ansätze, Forschungsinteressen und Positionierungen prägen auch die von ihnen Ausgebildeten, auch wenn diese sich neue Wege suchen und von ihnen abwenden. Wenn in der Vergangenheit – und z.T. heute noch – das Bestreben vorherrschte, unabhängig von fremden Bindungen und Beeinflussungen eigene, nationale und regionale Denk- und Sichtweisen zu entwicklen, ist in der zunehmend vernetzten und globalisierten Welt das Anliegen einer jüngeren Forschergeneration spürbar, sich auf internationaler Ebene zu verorten und an der internationalen Forschungsentwicklung mitzuwirken. Diese Forscher will ausgehend von den Eigenarten, Blickwinkeln und Potentialitäten, die aus dem Kontext ihrer Ausbildung, kulturellern Prägung und Tätigkeiten entstehen, zur Forschung auf globaler Ebene beitragen. Dieses Anliegen setzt eine Verortung in dem eigenen Kontext voraus, eine Betrachtung der Denk- und Sichtweisen derjenigen, die sie prägten, der Prinzipien und Ansätze ihrer Mentoren und der Autoren der von ihnen studierten Werke, der sozialen und politischen Einbettung der Institutionen, in denen sie ausbildet wurden oder mit denen sie sich verbinden. All dies dient der Analyse der eigenen kulturellen Konditionierung und der Netzwerke, in die sie sich einfügen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Forschung und mit Leben und Werken von Intellektuellen, Gelehrten und Autoren ist notwendig. Sie soll jedoch nicht im Sinne einer allgemeinen, enzyklopädischen Bildung betrieben werden, sondern einer Wissenschaftssoziologie bzw. einer Wissenschaftforschung, die untrennbar mit der Erforschung von Kulturprozessen zusammenhängt.

Spanien, Portugal und Lateinamerika sind seit langem Gegenstand des wissenschaftlichen Forschungsinteresses in Deutschland, wobei sich die Lusitanistik, die Lateinamerikanistik und die Luso-Brasilianistik in Köln besonders hervorheben. Die Entwicklung der Forschung erfolgte von Anbeginn an in Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten aus den spanisch und portugiesisch sprechenden Ländern, die sich mit Sprache, Geschichte und Kultur in ihren verschiedenen Aspekten und unter verschiedenen Perspektiven befassten. Die Musikforschung der iberischen Halbinsel und Lateinamerikas blickte ebenfalls auf eine lange Tradition in Deutschland zurück, und auch hier war Köln ein wichtiges Zentrum von Studien. Die Beschäftigung mit der Musik Portugals, Spaniens und Lateinamerikas wurde in Zusammenarbeit mit Forschern aus diesen Ländern durchgeführt, die z.T. an der Universität studierten und wirkten. Von Köln gingen u.a. wichtige Impulse für die Forschung und die Institutionalisierung der Musikwissenschaft in Portugal und Brasilien aus. Für Reflexionen sowie für eine Fortsetzung und Vertiefung der Zusammenarbeit in einer Musikwissenschaft, die sich theoretisch an neuen Ansätzen der Erforschung von Kulturprozessen orientiert, ist die Berücksichtigung des Denkens und Anliegens der Forscher in ihren zeitlichen Kontexten unerlässlich. Zugleich erfordern diese Studien eine Beachtung wissenschaftsanalytischer Art über fachliche und soziale Netzwerke, zu denen die Forscher gehören. Wie in Spanien, Portugal und in vielen Ländern Lateinamerikas verlangt diese Aufgabe die vielfach unangenehme, aber erforderliche Auseinandersetzung mit politischen Verwobenheiten von Forschern und der Forschung mit autokratischen Regimen der 1930er und 1940er Jahre. Diese war in bedenklicher Weise mit politischen Anschauungen des Nationalsozialismus in Deutschland, des Estado Novo in Portugal und Brasilien oder des Franco-Regimes in Spanien über Jahre verbunden. Auch für die Studierenden der Romanistik bzw. Lateinamerikanistik in Deutschland stellt sich die Notwendigkeit dar, die umfangreiche Literatur kritisch nach den ihnen zugrundeliegenden Anschauungen zu lesen und Kontinuitäten und Diskontinuitäten von Forschungsinteressen, thematische Gewichtungen, Ansätze sowie Bedingungen und Kriterien der Berufung von Professoren, Netzwerke und etablierte Gruppen zu analysieren. Da die Forschungsgeschichte durch multilaterale Wechselbeziehungen über Jahrzehnte geprägt ist, müssen die Bestrebungen zur eigenen Verortung in Zusammenhang mit der Beachtung der Denk- und Sichtweisen der Forscher in Spanien, Portugal und Lateinamerika, der fachlichen, aber auch politischen Kontexte, in die sie sich einfügten, berücksichtigt werden. Beim Studium der iberischen und lateinamerikanischen Literatur werden somit an erster Stelle nicht der Gegenstand der Forschungen, sondern die Forscher selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Erst im Licht dieser primären Auseinandersetzung werden dann die in den Publikationen behandelten Themen, ihre Darstellungsweisen, Deutungen, Hypothesen und Schlussfolgerungen studiert.


Musikgeschäft in Barcelona. Foto A.A.Bispo

Zur Entwicklung der Studien

Das Bewusstsein, dass eine Überprüfung von Prinzipien, Positionierungen und Anschauungen von Publiszisten, Lehrern und Forschern, die sich mit Musik befassten, in ihrer Verworbenheit mit autokratischen, nationalistischen Systemen, erforderlich ist, wurde in Zusammenhang mit dem Prozess der Überwindung dieses politischen Erbes nach dem II. Weltkrieg in Deutschland und in den folgenden Jahrzehnten mit dem Ende des Estado Novo in Brasilien und Portugal geweckt. Dieses Anliegen erfuhr eine Überspitzung durch konträre Entwicklungen, wie der Übernahme der Macht durch das Militär in Brasiien in den 1960er Jahren. Die Bewegung zur Erneuerung der Kultur- und Musikstudien, die 1966 in São Paulo entstand, basierte von Anfang an auf der kritischen Lektüre von Gesamtdarstellungen der Musikgeschichte sowie der Volkskunde, insbesondere, aber nicht nur, von Brasilien. Ziel der Aufmerksamkeit war das Aufspüren von Tendenzen der Darstellungen, thematischen Gewichtungen und Deutungen der jeweiligen Autoren. Nicht nur die brasilianischen politischen Zustände, die nach Überprüfung und Überwindung von Situationen und Entwicklungen riefen, sondern auch die Unabhängigkeitskämpfe in den ehemaligen Kolonien Portugais in Afrika trugen zu diesem Streben bei. Die Auseinandersetzung mit den dem Schrifttum zugrundeliegenden Anschauungen wurde im Rahmen des 1968 gegründeten Zentrums für musikwissenschaftliche Studien der Gesellschaft Nova Difusão weitergeführt. Eine maßgebliche Rolle bei dieser Debatte spielte der portugiesische Komponist und Musiktheoretiker Jorge Peixinho. 1973 organisierte der Fachbereich Musikethnologie der Fakultät für Musik und Kunsterziehung São Paulos eine Studienreise nach Portugal, um in dieser fortgeschrittenen Phase des Krieges in Afrika gemeinsam mit portugiesischen Denkern einen Kompass für die Weiterentwicklung der Überlegungen und Forschungen im Dienst der Erneuerung von Ansichten in Lehre und Forschung zu finden.

In Europa wurde diese Auseinandersetzung mit der Forschungsgeschichte und mit Tendenzen der Forschung im Rahmen des Programms zu neuen Ansätzen in Kultur- und Musikforschung in internationaler Kooperation ab 1974 fortgeführt, was durch den Deutschen Akademischen Austauschdiensts ermöglicht wurde. Die Debatten um theoretische Ansätze in der Musikforschung prägten die Arbeiten in den folgenden Jahren und führten vor allem in der Musikethnologie zu gravierenden und polemischen Diskussionen, da dieser Fachbereich in besonderer Weise eine Überprüfung seiner Netzwerke verlangt. Diese Diskussion wurde in Dialogen zu verschiedenen Anlässen mit Vertretern der Musikforschung Spaniens, Portugals und lateinamerikanische Länder sowie in Tagungen weitergeführt, unter anderem in der Reihe internationaler Symposien, die 1981 in São Paulo ihren Anfang nahm. Sie stand im Mittelpunkt des I. Brasilianischen Kongresses der Musikwissenschaft 1987, der der Stand der Forschung zum Thema hatte. Sie stand auch im Mittelpunkt der Debatten der Forschergruppe für Lateinamerika und die Karibik des Projekts Music in the Life of Man des International Music Council/UNESCO in Mexico-City 1985 und São Paulo 1987. Sie wurde geführt in enger Zusammenarbeit mit Abteilungen für Lateinamerika-Studien an US-Universitäten sowie mit Vertretern der Musikforschung aller lateinamerikanischer Länder, allen voran mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Katholischen Universität Chiles unter Samuel Claro-Valdés.  

Die Thematik der Anschauungen und Sichtweisen in der Forschung wurde unter dem Leitbegriff Visionen im Rahmen des Internationalen Kongresses „Musik und Visionen“ behandelt, der am Vorabend des 500. Jahres der Entdeckung Brasiliens 1999 in der Deutschen Welle von der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS veranstaltet wurde. Die Vorträge ließen die unterschiedlichen Positionierungen und Ansätze portugiesischer und brasilianischer Musikforschung, die konservativen, aber auch die zukunftsweisenden Orientierungen fortschrittlicher Musiktheoretiker und -forscher erkennen. Beim Triennium von Studien, die den Kongress eröffneten, wurden Probleme der Erneuerung von Denk- und Sichtweisen mehrfach thematisiert. Es wurde u.a. beim Kongress ‚Musik, Projekte und Perspektiven‘, der 2002 in Rio Grande do Sul, São Paulo und Rio de Janeiro realisiert wurde, hervorgehoben, dass allein aufgrund der Sprache eine gemeinsame Vorgehensweise von brasilianischen und portugiesischen sowie spanisch-sprechenden Kultur- und Musikforschern Lateinamerikas mit denen Spaniens geboten ist. Beim Internationalen Kolloquium Interkultureller Studien, das 2004 unter Teilnahme von Studenten aus Bonn und Köln stattfand, wurde bei den Sitzungen an der Akademie für Literatur und im Kulturzentrum São Paulos wie auch bei der Brasilianischen Musikakademie in Rio de Janeiro in Kooperation mit der Bundesuniversität Rio de Janeiro und der Nationalbibliothek die Intensivierung der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Forschung und den theoretischen Ansätzen der Forschung als Desiderat formuliert.

Diese internationale Zusammenarbeit wurde bei Besprechungen in Spanien, Portugal sowie in weiteren Ländern Lateinamerikas und der Karibik und in Universitäten der Vereinigten Staaten seit dem Regionaltreffen für Lateinamerika und die Karibik 1987 vertieft. Hervorzuheben sind Besprechungen in Portugal 1996, in Spanien 1999 und 2004, auf den Kleinen Antillen 1999, an Universitäten Kaliforniens im Jahr 2000, in Kuba 2001 und 2003, in New York 2005 und im gleichen Jahr an der Universität und anderen Institutionen von Puerto Rico. Bei diesen letzten Gesprächen wurde im Sinne eines Projekts zur Zusammenarbeit mit der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS das Projekt der Veranstaltung eines Seminars an der Universität Köln entwickelt, das Studenten für eine Mitwirkung vorbereiten sollte.

Bücher aus der Bibliothek ISMPS
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Vorangegangenes

2004/05. Musik und Kulturanalyse: Interamerikanische Prozesse in der Karibik, Vorlesung, Universität Köln

2004/05. Tropicalismo und Differenzkonzept in der Popularmusikforschung. Seminar. Universität Köln

2004. Geschichte der Popularmusikforschung Lateinamerikas. Vorlesung. Universität Bonn

2004. Internationales Kolloquium interkultureller Studien. Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS. Centro Cultural São Paulo. Akademie für Literatur São Paulo. Brasilianische Musikakademie Rio de Janeiro, Universitäten Bonn und Köln. São Paulo und Rio de Janeiro

2004. Studienzyklus in Valencia, Spanien. Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS

2003. Musikgeschichte Amerikas.Vorlesung. Universität Bonn

2003. Besprechungen in Musikinstitutionen Kubas und der Dominikanischen Republik. Santigo de Cuba, Santo Domingo

2002. Internationaler Kongress Musik, Projekte und Perspektiven. Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes (ISMPS). Rio Grande do Sul, São Paulo, Rio de Janeiro

2001/02. Musik Portugals. Seminar, Musikwissenschaftliches Institut Köln und Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS

2001/02. Europäische Dimension portugiesischer Musik. Portugiesische Botschaft, Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS, Universitäten Évora, Porto, Lissabon, brasilianische Universitäten u.a.

2001. Brasil 2001. Seminar und Kolloquium. Universität Köln. Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS

2001. Besprechungen in Musikinstitutionen Kubas. Nationalbibliothek und Nationalkonservatorium. Havanna

1999. Internationaler Kongress Musik und Visionen. Deutsche Welle, Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS. Köln

1997-2000. Vorlesungsreihe Musik in der Begegnung der Kulturen. Universität Köln

1994. Studienzyklus in Barcelona. Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS

1993-2002. Projekt zur Erfassung des Wissens indigener Musikkulturen. Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland. Außen- und Kulturministerien Brasiliens, Universitäten u.a.

1992. 500-Jahr-Gedenken der Entdeckung Amerikas. Brasilianischer Kongreßss für Musikwissenschaft. Brasilianische Gesellschaft für Musikwissenschaft, Bundesuniversität Rio de Janeiros u.a.

1989. Tagung Musik in der portugiesischsprachigen Migration Köln und USA. Kulturamt Köln und ISMPS. Köln

1987. I. Brasilianischen Kongress für Musikwissenschaft. São Paulo

1987. Music in the Life of Man. Regionaltreffen für Lateinamerika und Karibik. International Music Council/UNESCO. São Paulo

1985. Music in the Life of Man. Regionaltreffen für Lateinamerika und Karibik. International Music Council/UNESCO. Mexico-City

1985. Wechselseitige Einflüsse Europa-Lateinamerika in der Musik. Europäische Gemeinschaften. Brüssel

1983. Deutsch-amerikanisches Musikforum mit Musikschulwoche. In Zusammenarbeit mit dem Interamerikanischen Institut für Musikwissenschaft. Leichlingen

1982. Deutsch-brasilianisches Musikforum mit Musikschulwoche. Leichlingen

1981. I.Internationales Symposium Kirchenmusik und Brasilianische Kultur. São Paulo

1974. Woche der Kunst. Fakultät für Musik und Kunsterziehung São Paulos. São Paulo

1973. Kolloquium in Punta del Este. Fachbereich Musikethnologie der Fakultät für Musik des Musikinstituts São Paulo und Interamerikanisches Institut für Musikwissenschaft. Uruguay

1972-1974. Fachbereich Musikethnologie. Fakultät für Musik und Kunsterziehung São Paulos. São Paulo




Zum Seminar 2006

Im WS 2006 wurde ein Hauptseminar zum Thema Spanien, Portugal und Lateinamerika in der Musikforschung an der Universität Köln abgehalten. Es fand im Rahmen der außerplanmäigen Professur statt, deren thematische Gewichtung in der musikwissenschaftlich geleiteten Analyse von Kulturprozessen und der kulturwissenschaftlich geleiteten Analyse von Musikprozessen lag. Es wurde initiiert und getragen von der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft des Instituts für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes.

In diesem Seminar wurde die Präsenz der iberischen Halbinsel und Lateinamerikas in der Musikforschung und in der Völkerkunde bzw. Ethnologie besprochen. Den Studierenden sollte ein Überblick über die Publikationen, Studien, Tagungen und Diskussionen vermittelt werden, damit sie Kenntnisse über die Situation und die Entwicklungen der Musikkulturforschung in den betreffenden iberischen und lateinamerikanischen Ländern sowie über die Iberoamerikanistik in Nordamerika und Europa gewinnen konnten.  

Zum Abschluss des Seminars fand ein studentisches Kolloquium statt, in dem die Studierenden Vorträge über Konzepte und Perspektiven einzelner Gestalten der Musikforschung Spaniens, Portugals und Lateinamerikas hielten.

Die Betrachtung ging von der iberoamerikanischen Musikforschung des deutschsprachigen Raumes aus. An einige der herausragenden deutschen Musikwissenschaftler, die sich mit den portugiesisch und spanisch sprechenden Ländern befassten, sowie an Studierende und Forscher dieser Länder selbst, die an deutschen Universitäten und sonstigen Institutionen wirkten, wurde erinnert.

Die Gewichtungen des Interesses, die sich an den in Texten und Dissertationen behandelten Themen erkennen ließen, wurden analysiert. Vor allem galt die Aufmerksamkeit den theoretischen Ansätzen, Ansichten und Deutungen, die sich in diesen Arbeiten offenbaren.

Dabei wurde die Wirkung von Strömungen des Denkens, von Konzepten, Verfahrensweisen und vom Verständnis des Faches, seiner Organisation und Institutionalisierung durch die in Deutschland ausgebildeten Wissenschaftler an ausgewählten Beispielen aufgezeigt.

Eine besondere Berücksichtigung galt der Rolle Kölns bei diesen länderübergreifenden Interaktionen. U.a. wurde die Persönlichkeit und das Werk von Maria Augusta Alves Barbosa hervorgehoben, die das Studium der Musikwissenschaft auf Universitätsebene in Portugal einführte. Ihre Ansichten und Arbeitsweisen wurden im Licht der theoretischen Positionen ihrer Mentoren analysiert. Ihre Rolle und die der anderen mit Köln verbundenen Musikforscher bei der Gründung der Brasilianischen Gesellschaft für Musikwissenschaft 1981 sowie des Instituts für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes 1985 wurde dargestellt.

Diese Bedeutung Kölns kann nicht ohne die allgemeine Entwicklung der Lusitanistik, der luso-brasilianischen Studien und der Iberoamerikanistik in Deutschland verstanden werden. Die Beachtung von Spanien, Portugal und Lateinamerika auch unter dem Aspekt der Musik kann nicht nur aus dem spezifischen Blickwinkel der Musikforschung betrachtet werden, sondern im allgemeinen Rahmen der iberoamerikanischen, lusitanischen und lusobrasilianischen Studien. Hinsichtlich der Bedeutung Kölns in dieser Entwicklung wurde an das Leben und Werk von Prof. Dr. Dane im Kontext seiner Zeit anhand von seinen Unterlagen und unveröffentlichten Materialen erinnert.

Im Verlaufe des Seminars richtete sich die Aufmerksamkeit vornehmlich auf die Entwicklung der Musikstudien in den iberischen und lateinamerikanischen Ländern selbst, und zwar auch hier nicht nur in dem eigentlichen Bereich der Musikforschung, sondern in dem der Volks- und Völkerkunde sowie der Literatur.  

Die Betrachtung zielte nicht nur auf Autoren, die sich mit Kulturfragen des eigenen nationalen bzw. regionalen Kontextes beschäftigten, sondern auch und vor allem auf solche, die sich auf die früheren Kolonien Spaniens und Portugals  bzw. auf die transatlantischen und euro-afrikanischen Prozesse beziehen. Ihre Studien wurden im Zusammenhang mit interamerikanischen Entwicklungen betrachtet, wie bei einem 1982 veranstalteten Forum in Zusammenarbeit mit dem Interamerikanischen Institut für Musikwissenschaft (Montevideo/Caracas) angeregt wurde.

Bei der Besprechung einzelner Gelehrter wurde auch hier vor allem die Aufmerksamkeit auf deren Ansichten und Denkmodelle sowie auf ihre Rezeption und Wirkung in den verschiedenen Ländern gerichtet. Dabei stützte sich die Betrachtung auf Kolloquien, die im Verlaufe der letzten zwei Jahrzehnte mit Musik- und Kulturwissenschaftlern aus Spanien, Portugal und Lateinamerika vom Seminarleiter durchgeführt wurden. Eine besondere Aufmeriksamkeit wurde dem portugiesischen Musiktheoretiker, Komponisten und Lehrer Fernando Lopes Graça gewidmet.

Schließlich wurden die Tendenzen des musikwissenschaftlichen Denkens und der Forschungsstand besprochen, die beim I. und II. Brasilianischen Kongress für Musikwissenschaft in São Paulo (1987) und Rio de Janeiro (1992) dargestellt und in Kooperation u.a. mit Robert Stevenson diskutiert wurden.

Gestalten, die in Referaten von den Seminarteilnehmerm aus einer Namensliste behandelt wurden:
Mário de Andrade, Isabel Aretz, Higino Anglès, Alejo Carpentier, Gilbert Chase, Samuel Claro-Valdés, Luís Heitor Correa de Azevedo, Francisco Curt Lange, Luís de Freitas Branco, Michael Giacometti, Santiago Kaster, Fernando Lopes Graça, José López Calo, Garcia Matos, Otto Mayer-Serra, Felipe Pedrell, Menéndez Pelayo, Luis Felipe Ramón y Rivera, Adolfo Salazar, Marius Schneider, Nicolás Slonimsky, Robert Stevenson, José Subirá, Fernando Ortiz, Carlo Vega, Mário Vieira de Carvalho.


Referate

Cornelia Friebe: Felipe Pedrell. Über das Cancionero musical popular espanol iund die spanische Volksliedforschung.

Christine Röhr: Manuel Garcia Matos. Die Anfänge der Forschung und Arbeit im Bereich Folklore in Extremadura.

Martina Krüger: Adolfo Salazar und seine Bedeutung für die spanische kulturgeschichtliche Entwicklung im 19./20.Jh.

Nina Böhme: Marius Schneider und sein Weg zur Klangsymbolik

Dimitri Lermann: Nicolas Slonismky. Musik of Latin America

Neele Braas: Robert Stevenson: Aus „Spanish music in the Age of Columbus“

Julia Klein: Luís de Freitas Branco. Hintergründe seiner Amtsentpflichtung von der Leitung des Konservatoriums

Maika Hoenmanns: Olive Lewin. Ihre Bedeutung um den Erhalt der traditionellen Volksmusik Jamaikas

Sylvia Schaefer: Die Verbindugn von Dichtung und Musik in lateinamerikanischen Ländern: Lücken in der Musikforschung?

Christoph Burchartz: Jose Subirá - Zu Archaismus und Lexikographie. Begriffsforschung und grundlegende Definitionen.

Thomas Sieger: Gilbert Chase - Die Musik Spaniens und Lateinamerikas und seine Überlegungen zur Musikwissenschaft

Helen Zimmer: Zu Otto Mayer-Serra. Die Musik Mexikos - musica de arte - musica indigena - musica popular y folclorica

Andrea Bettinger: Macario Santiago Kastner - Ein Musikforscher und - liebhaber und sein Beitrag zur Wiederbelebung eines historischen Musikinstruments

Indira Busse: Luis Heitor Correa de Azevedo und die Volksmusik Brasiliens

Suzanne-Blanche Boldt: Francisco Curt Lange. Pionier, Mittlerer, Nestor in der Musikwissenschaft Lateinamerikas


Herausragende Seminararbeit

Neele Braas. Problematik der frühen historischen Musikforschung am Beispiel Spaniens