AKADEMIE FÜR KULTUR- UND WISSENSCHAFTSWISSENSCHAFT

INSTITUT FÜR STUDIEN DER MUSIKKULTUR DES PORTUGIESISCHEN SPRACHRAUMES

ISMPS

neue diffusion
ein dokumentationsprojekt

MUSIK IN OZEANIEN

Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo


Universität Köln
Vorlesung – WS 2007/08


Außerplanmäßige Professur

gefördert als Stiftung für Musikologische Kulturanalyse/Kulturanalytische Musikologie
von der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft/ISMPS

Fortsetzung eines Seminars
unter theoretischer Neuorientierung
ausgehend von Studien
in Indonesien, Australien, Hawaii und Pazifischen Inseln





Die Musik der Inselwelt des Pazifik – Polynesien, Melanesien und Mikronesien –, die je nach Eingrenzungen auch Hawaii, Australien, Neuseeland oder gar die ostasiatischen Inseln und das malaiische Archipel einschließen kann, erfordert und fordert eine Annäherungsweise, den Fokus auf Prozesse und Transformationen legt.

Entsprechend der natürlichen  Bedingungen dieser Vielheit von Inseln im Ozean, ist ihre Geschichte – von den Besiedlungswellen in Vorzeiten und interinsularen Beziehungen über die in diesen Raum im Verlaufe der Jahrhunderte erfolgten Einwanderungswellen aus Ostasien, Arabien, Indien und vor allem Europa in der Neuzeit – mit Navigation, mit Reisen, mit Transpassagen, mit Interaktionen und transformatorischen Auswirkungen vielfältiger Impulse verbunden. Es ist verständlich, dass die Musik in Ozeanien exemplarisch für einen Ansatz der Neuorientierung von Studien und Forschungen ist, der bereits in den 1960er Jahren für eine Ausrichtung des Denkens auf gleichsam osmotische Prozesse der Passagen von Trennlinien, von permeablen Membranen in all ihren Aspekten, von Grenzüberwindungen insularer Kompartimente plädierte. Ozeanien erlangte damit eine Bedeutung für die theoretische Reflexion über Prozesshaftes in globalen Dimensionen, die sowohl den südpazifischen Raum als auch Fachgrenzen transzendieren.

Vanuatu

Zur Entwicklung der Studien

Mit seinen indigenen Völkern, in seiner Verwobenheit mit den Entdeckungsfahrten, der Expansion Europas, den aus der Kolonisierung und Einwanderung entstandenen Bevölkerungskomplexen, den durch Missionierungen erfolgten Umerziehungen und Veränderungen und in seiner Einschreibung in Macht- und Wirtschaftssphären ergeben sich Parallelitäten zu dem amerikanischen Kontinent, sodass sich Analysen aus einer übergeordneten Warte anbieten.

Ozeanien wurde dementsprechend bei den Diskussionen im Zentrum für musikwissenschaftliche Studien der Gesellschaft Nova Difusão (ND e.V. 1968) sowie bei Einführung der Musikethnologie im Hochschulstudium in Brasilien 1971/72 trotz aller geographischen Entfernung beachtet. Aus diesen Anfängen heraus erfolgten Studien, die zur Kontaktaufnahme mit indonesischen Kulturforschern ab 1974 und mit Völkerkundlern der Universität Köln und des Rauten-Strauch-Museums Köln, vor allem mit Waldemar Stöhr ab 1975, führten. Im Rahmen der Arbeiten der Musikethnologischen Sektion des Instituts für Hymnologische und Musikethnologische Studien wurden ab 1977 mit Andrew McCredie und Institutionen aus Australien und Ozeanien gemeinsame Studien aus der Perspektive von Prozessen in globalen Zusammenhängen fortgeführt.

Diese Arbeiten sollten ab 2009 zu Besuchen von Institutionen in Australien, Neuseeland, Neukaledonien, Vanuatu, den Fidschi Inseln, Tahiti, Hawaii sowie in Indonesien und auf dem malaiischen Archipel führen. Dabei wurden Visiten von Museen, Bibliotheken und Studienzentren an Universitäten vorbereitet, u.a. The University of Adelaide, The University of Melbourne, The University of New South Wales Sydney, das Centre Culturel Tjibaou in Nouméa, das Vanuatu National Museum in Port Vila, The University of the South Pacific Fidschi und The Hawaii University Polynesia.


Vanuatu. Foto A.A.Bispo. Copyright

Zu den Ozeanien-Vorlesungen in Köln

Fünf Vorlesungen zum Thema “Musik in Ozeanien” 2007/08 wurden als Fortsetzung einer musikethnologischen Lehrveranstaltung an der Universität Köln gehalten. Sie fanden im Rahmen der außerplanmäßigen Professur, die sich mit Musik in Kulturprozessen befasst, statt, und wurden von der Akademie für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft getragen. Die Vorlesungen orientierten sich nach anderen Kriterien, Schwerpunkten und Ansätzen als die ihnen vorangegangene Lehrveranstaltung.

In ihnen wurden die Ergebnisse rezenter Beobachtungen, Visiten von Institutionen und Gesprächen in verschiedenen Städten Australiens dargestellt und besprochen.

Die Entwicklung des Denkens, die seit dem von R. Günther in Köln koordinierten Projekt „Musikkulturen Asiens, Afrikas und Ozeaniens im 19. Jahrhundert“ in den 1970er Jahren zusammen mit Adrienne L. Kaeppler, Honolulu, erfolgte, wurde erörtert. Die Zusammenarbeit mit Forschern aus dieser Region in den folgenden Jahrzehnten, u.a. mit Andrew D. McCredie, wurde unter dem Aspekt notwendiger Änderungen hinsichtlich thematischer Gewichtungen und Betrachtungsweisen besprochen. Diese Entwicklung der Debatte, die u.a. zu einer Distanzierung vom damals leitenden Begriff „Akkulturation“ führte, wurde durch den Ansatz einer prozessorientierten Musikkulturforschung in Kontinente übergreifenden Zusammenhängen angestoßen. Vor allem die neuen Entwicklungen in der Popularmusik, die Shows in der Tourismus-Industrie und insbesonders die Präsenz Ozeaniens in der World music wurden Gegenstand der Betrachtung.

Fidji in Hawai. Foto A.A.Bispo

Vorangegangenes

2000. Westküste der USA, der Pazifische Raum und Lateinamerika in der Forschung. University of California, Santa Barbara

1999. Karibik und der Pazifik in der Forschung. Besprechungen in Institutionen der USA und der Karibik

1987. Lateinamerika, Karibik und der Pazifische Raum. Music in the Life of Man. Regionaltreffen für Lateinamerika und Karibik. São Paulo

1985. Lateinamerika, Karibik und der Pazifische Raum. Music in the Life of Man. Regionaltreffen für Lateinamerika und Karibik. Mexico-City

1977-2002. Zusammenarbeit mit Institutionen und Forschern aus Australien und Ozeanien. Musikethnologische Sektion des Instituts für hymnologische und musikethnologische Studien

1976-. Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlern aus Hawaii

1975. Zusammenarbeit mit Waldemar Stöhr. Völkerkundliches Institut der Universität Köln und Rautenstrauch-Joest-Museum Köln

1974. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit indonesischen Forschern. Lüneburg/Hamburg

1972-1974. Vorlesungen im Fachbereich Musikethnologie der Fakultät für Musik und Kunsterziehung des Musikinstituts São Paulo

Studenten in Oahu. Foto A.A.Bispo